Nachtwanderung auf den Herzogstand

„Ja geht man dann überhaupt in´s Bett oder bleibt man am Besten gleich wach?“

*„Was möchtest du machen? Auf´n Berg – Nachts?“ Recht schnell hatte ich alle Zweifel meiner Freunde zu meinem Vorhaben ausgeräumt. Ich hatte vor mitten in der Nacht den Herzogstand ,1731 m ü. NN am Walchensee, zu erklimmen. Ich wollte ganz in Ruhe und ohne Menschentrauben den Sonnenaufgang ansehen.

Morgendämmerung – © Sonja Escher

Nach meinen 100 Kilometern Gehen durch die Nacht beim Megamarsch habe ich mich schwer in Nachtwanderungen verliebt. Die Ruhe und die Geräuschkulisse sind so verschieden zum Tag. Man fühlt sich geerdeter und es reduziert sich alles auf einen selbst. Ich finde es fühlt sich bisschen an als teile man einen intimen Moment mit der Natur – nämlich den Sonnenaufgang. Und den Moment wollten wir zu viert auf dem Herzogstand erleben. Eigentlich, muss man leider dazu sagen, meide ich die extrem touristisch überfüllte Region um den Walchensee. Zu schön ist dieser wunderschöne eisblaue See im Bayrischen Voralpenland und zieht dadurch Massen von Menschen an. Aber Nachts, da sollten wir alleine am Berg sein.

Der Wetterbericht wurde genau studiert, es blieb trocken, und um 2 Uhr morgens starteten wir mit dem Auto von München nach Bad Tölz wo wir unseren Spezl Lukas eingesammelten. 3 Uhr 45 schrieb die Uhr als wir am sonst so überfüllten Parkplatz der Bergbahn Herzogstand parkten. Die Wanderschuhe wurden angezogen, die Stirnlampen nochmals überprüft und angeschalten und schon starteten wir in die Nacht.

Die Tage wurden langsam heißer und somit umschloss uns eine angenehme Kühle bei unserer Wanderung ´gen Gipfel. Die ersten 15 Min sprang mein Herz fast bis zum Hals, dass musste wohl das Schlafdefizit gewesen sein das meinem Körper zu schaffen machte. Ich hatte die Nacht durchgemacht, meine Freundin Barbara machte ein 30 Min Power-Napp und Philipp und Lukas hatten satte 2 Stunden Schlaf intus. Aber jeder von uns merkte den Schlafmangel. Ich nahm deshalb ich einen Gang raus, was den Aufstieg anbelangte. Denn bei Nachts muss man schon genau schauen wohin man tritt und wie weit man sich über Abhänge lehnte. Und ohne Licht und noch etwas müde ist es etwas schwieriger. Trotzdem gingen wir stetig den Berg hinauf. Über Wurzelfelder, Steine und flache Steige führte uns der Weg. Langsam dämmerte es schon und wir genossen die Ruhe, so alleine am Berg zu sein.

Als es heller wurde und wir die Stirnlampen ausschalten konnten hörte ich plötzlich vor mir ein Steinerumpeln. Steinschlaggefahr gibt es ja an jedem Berg, jedoch fand ich das Geräusch ungewöhnlich. Als ich versuchte herauszufinden woher der Schlag kam, sah ich´s plötzlich vor mir. Eine Gams stand keine fünf Meter vor uns und hatte das Steinerumpeln verursacht. Nun stand sie da und sah uns an, und wir standen ebenfalls still da und sahen die Gams an. So nahe hatte ich selten eine Gams gesehen. Sie wirkte nicht unbedingt Menschenscheu und ging den Wanderweg voran, immer mit Blick auf uns, wohl um zu schauen ob wir ihr folgten. Nach ca. 10 Minuten Gams-Bergführung machte sie einen Satz über den Hang und stand auf einem kleineren Plateau unter uns, Sie beobachtete uns von da unten immer noch. Vielleicht wollte sie das wir ihr folgten, aber dass liebe Gams ließen wir lieber. So Trittsicher wie diese Tiere sind, sind wir nun allemal nicht. Dies alleine war´s schon wert den Schlaf ausfallen zu lassen. Was für ein Erlebnis, so mitten in der Morgendämmerung. Und es wurde noch besser!

Sonnenaufgang © Sonja Escher

 

Wahnsinns Ausblick – © Sonja Escher

Der Berggasthof rückte immer näher und schon konnten wir ihn sehen. Nach knapp 1 1/2 Stunden waren wir am Berggasthof Herzogstand angelangt. Die Sonne stand auch schon in den Startlöchern, denn um 5 Uhr 23 war ja schließlich Sonnenaufgang. Nun sahen wir das auch noch andere  Frühaufsteher die selbe Idee wie wir hatten. Eine Handvoll junger Wanderer kamen uns grüßend vom Gipfel entgegen, den wir nun auch in Angriff nehmen wollten. Aber seht selbst, ich kann das Panorama gar nicht in Worte fassen, so schön war es am Berg!

Panoramabild vom Gipfel -© Sonja Escher

Nach ca. 20 Minuten standen wir dann endlich oben und genossen die Kühle, die Ruhe und den wahnsinnig, schönen Ausblick auf das Voralpenland, den Walchensee und das Tal. Die Sonne strampelte sich immer mehr durch die Nacht. Es würde wieder ein heißer Tag werden.

Ganz schön windig auf dem gipfel – © Sonja Escher

 

Walchensee – © Sonja Escher

 

Mittenwald in der Ferne – © Sonja Escher

Nachdem wir das Panorama in uns aufgesogen und mit unseren Handys festgehalten hatten, war es Zeit für den Abstieg, denn die ersten Wanderer standen bestimmt unten am Parkplatz in den Startlöchern. Für uns war es Zeit für ein verdientes Weißbier und ein ausgiebiges Frühstück! Die nächste Nachtwanderung wird auch schon geplant! Ein heißer Tag begann, den wir für uns nun beendeten.

*Unbezahlte Werbung, da Markennennung, Ortsnennung!